Sonntag, 24. Mai 2015

Guter Boden, schlechter Boden, Bodenwertzahl und Besenginster.

Unser Boden ist ausnehmend sauer. Im Soil Atlas of Europe wird er als Umbrisol bezeichnet. Er gehört damit von Natur aus zu den denkbar schlechtesten Böden die Europa zu bieten hat. Es handelt sich um Böden mit humosem, nährstoffarmem Oberboden, der zudem eine schwache Basensättigung aufweist. Er ist das Gegenstück zur Schwarzerde mit ihrem lockeren, humosen, nährstoffreichen und stark basengesättigten Oberboden. Die Nutzung beschränkt sich größtenteils auf Viehwirtschaft – extensiv, was hier definitiv nicht eingehalten wird. Eine intensive Wirtschaft sollte bei Gefälle nicht betrieben werden, da Umbrisole sehr stark zu Erosion neigen – was wir hier sehr schön sehen können (Fotos unten). Getreideanbau ließe der Boden auch zu, wenn man die Erosionsanfälligkeit eindämmt, beispielsweise durch Anlage von Terrassen.

Frische Erosion aus diesem Jahr

Der untere Bereich: Drei Jahre intensive Beweidung haben hier teilweise mehr als 1/2 - 3/4 Meter Oberboden abgetragen.
Und noch ein Beispiel aus einem Wald gleich um die Ecke:
Modernes "Nachhaltiges Forsten"...

... führt zu Bodenverdichtung...

... und Erosion.


Wir haben auch selbst Erfahrung mit kleineren Erosionen gemacht. Einfache Beete werden bei den hier jährlich stattfindenden Starkregenereignissen Ende Mai/Anfang Juni recht schnell abgetragen. Dies war der Hauptgrund für die schlechte Ausbeute bei gesätem Gemüse: Die Samen keimten später oder im Folgejahr in der Wiese unterhalb der Beete. Auch die Anlage von unbefestigten Terrassen brachte keine wirkliche Besserung. Große Erdarbeiten zur Anlage neuer Beete wollten wir vermeiden.
Intuitiv haben wir das Problem so gelöst: Schmale Bahnen Stroh werden aufgelegt und mit dem Spaten ins Erdreich gestochen. In die durchscheinende Erde kann Bodendecker gesät werden. Die freien Streifen zwischen den Mulchbahnen werden mit dem Gemüse besät.
Es sollte klar sein, dass die Bahnen immer quer zum Hang angebracht werden, da die freie Erde sonst wieder abgespült wird.

Dicke Bohnen, in den Mulch wurde bereits Bohnenkraut eingesät.

Der niedrige pH-Wert hat mit dem Untergrund (Granit) zu tun, aber auch mit der Luftverschmutzung und der Bewirtschaftung durch meine Vorgänger.
Die Niederschläge an Schwefelsäure sind zwar rückläufig, aber die Salpetersäurekonzentrationen im Niederschlag sind auch in Mitteleuropa nach wie vor beträchtlich.
Der pH-Wert des Regenwassers sollte bei 5,6 (Regen löst Kohlendioxid aus der Luft und ist deshalb nicht neutral) liegen, liegt jedoch in der Realität häufig deutlich darunter.
Gülle und Mist versauern den Boden zusätzlich, dies führt zu einem massiven Überschuss an Aluminiumkationen und dadurch bei empfindlichen Pflanzen zu Al-Toxiztät, verbunden mit einem stark gehemmten Wurzelwachstum, Phosphatmangel und hoher Anfälligkeit für Trockenstress. Das habe ich mehrmals in den trockenen Sommermonaten deutlich bei meinen Bäumen und Sträuchern erlebt.
Die Vegetation wirkt als Basenpumpe – die Nährstoffe aus dem Unterboden werden aufgenommen und landen als Streu wieder auf dem Oberboden. In landwirtschaftlich genutzten Böden ist dieser Kreislauf für gewöhnlich unterbrochen, weil ein großer Teil der gebildeten Biomasse als Erntegut abgeführt wird. Mulchen macht den Boden also basischer.
Dies alles kann man bei Scheffer, Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, nachlesen.
Gärtner zum Beispiel sollten das wissen. Aber es gibt viele Idioten auf der Welt.
Da gibt es professionelle Gärtner die sich über die Unsinnigkeit des Mulchens aufregen (eine altbewährte Permakulturmethode) da bei ihren Pflanzen Chlorosen entstehen. Bei diesen Profis scheint sich die Meinung festgesetzt zu haben, dass der einzige Grund für die bei ihnen beobachteten Chlorosen vom Stickstoffentzug herrühren – die Bakterien brauchen Stickstoff für die Zersetzung der organischen Masse und holen sich diesen aus dem Oberboden, was den Pflanzen (nur kurzfristig!) Stickstoff entzieht. Nun, dieser Idiot (aktueller Fall), man kann es nicht anders sagen, hat einen Boden mit pH Wert 7,5 und oftmals mehr. Einen pH-Wert also von dem ich nur träumen kann. Mulchen erhöht den pH-Wert weiter. In diesem Fall ist dies natürlich negativ. Zuviel Basen sind genauso ungesund wie zu viel Säure. Das sind Grundlagen der Chemie. Ich kann gar nicht sagen wie oft ich es erlebt habe dass sogenannte Fachleute ihr Einmaleins nicht beherrschen. Das ist ein eigenes Kapitel, bei mir hat sich da einiges an Frust angestaut.
Unser Boden jedenfalls ist stark versauert, unter 5,5.
Wir haben lehmigen Sand mit einer Bodenwertzahl von 10-19!
Eine Bekannte von mir, die mich öfter damit nervte, wie wenig ich aus meinem Garten mache, mich spüren lies wie unfähig ich doch sei, wohnt im Gäuboden, dieser ist gesegnet mit Löss und Lehm, sie hat eine Bodenwertzahl von über 80! Und sie jammert dann noch rum was für einen schwer zu bearbeitenden Boden sie doch habe.
Mächtige Lössschichten sind die Grundlage der vieltausendjährigen Chinesischen Hochkultur, und die Kelten haben sich vom Donauraum ausgehend in alle Welt (Frankreich, England, Türkei, Spanien) ausgebreitet (Durandt, Alexander, Die Kelten, Seite 18). Das ist archäologisches Wissen. Anders ausgedrückt die Kelten kamen mit dem "schweren Boden" so gut zurecht, dass sie sich wie die Karnickel vermehrten. Naja lange ist es her...
Oberbayern hat Luvisol (guter Lehmboden) mit einer Bodenwertzahl über 60!
Die Magdeburger Börde zum Beispiel hat eine Bodenwertzahl von um die 100 (was in der Natur der Bodenwertzahl liegt, man hat einfach den fruchtbarsten zu der Zeit gefundenen Boden mit 100 definiert – und der muss zwangsläufig in den deutschen Schwarzerdegebieten liegen) und damit den besten Boden in Deutschland (und einen der besten der Welt). Gut sind viele Böden bei Stuttgart (Kraichgau), im Rheinland etc. Und dann kommt dort noch das gute Klima hinzu.
Wer sich selbst versorgen will, sollte sich über die Bodengüte eines angestrebten Standortes durchaus Gedanken machen.
Ein guter Boden erleichtert einiges.
Ein großes Problem sind die Bücher von Laienautoren, Journalisten und ähnlichen Schwätzern oder gar von sog. Alternativen Experten. Keiner dieser Autoren hat ein ausreichendes Wissen über den Boden und seine Funktionsweise. All diese erfolgreichen Gärtner und Landwirte sitzen auf Böden mit einer Bodenwertzahl über 60. Weite Teile Deutschlands besitzen aber diese Wertzahl und damit solch gute Böden nicht. Zum Beispiel Teile Niedersachsens, Brandenburgs, Nordostbayerns mit Werten unter 33. Kurzum die meiste Literatur ist für viele Standorte recht unbrauchbar. Man hat es hierzulande einfach mit vielen Einfältigen zu tun, die sich auch noch, wie könnte es in Deutschland anders sein, für Experten halten und großspurig auftreten. Selbstkritik wäre bei einigen bitter notwendig. Doch dazu bei Gelegenheit Ergänzendes.
Wohltuend von den Deutschen Blödologen des Gartenbaues und der Selbstversorgung hebt sich der Brite John Seymour ab. Er schreibt als Laie über das Problem des pH-Wertes durchaus brauchbar und ausführlich.

Besenginster (Cytisus scoparius)


Bei mir wächst der Besenginster sehr gut. Ein Strauch der circa zwei Meter hoch wird und zwei bis drei Jahre lebt. Er ist ein Schmetterlingsblütler und ein Bodenverbesserer erster Güte und kommt in unserer Gegend von Natur aus vor, sät sich also selbst aus, man muss ihn nur wachsen lassen, dort wo dies möglich ist. Dass der Ginster den Boden verbessert wussten bereits die alten Kelten! Das habe ich in keinem deutschen Buch zum Thema Boden oder Gartenbau gelesen, sondern bei Robert Ranke Graves, Die Weiße Göttin. Einem anthropologischen Fachbuch des Briten zum Thema keltisches Baumalphabet und Megalithkultur.
Wenn ich dieses Wissen gehabt hätte als ich in die Gegend des Bayrischen Waldes zog hätte ich mir natürlich als erstes Ginstersamen für meine Feldhecke besorgt. Ginster ist für sauren Boden ideal. Er ist die Pionierpflanze hier schlechthin und kommt absurderweise zur Zeit nur noch selten vor, denn er wurde bisher am Straßenrand und in Waldlichtungen bekämpft. Weiter ist er eine gute Bienenweide. Wäre also gerade in dieser Region bitter notwendig.
Solche Informationen sollten eigentlich selbstverständlich in sogenannten Fachbüchern für Laien stehen, stattdessen steht da im besten Fall Bla Bla und Geschwätz, meistens leider Unsinn mit fatalen Auswirkungen. Das macht den Traum vom alternativen Leben zu harter Pionierarbeit.
Übrigens, John Seymour machte aus den Blüten des Ginsters einen Wein, der ist wiederum herzstärkend. Natürlich kann man in Deutschland dazu nicht raten. Ginster ist giftig! Aber die Dosis macht bekanntlich das Gift. Also fragen sie bitte ihren Arzt oder Apotheker… Seymour ist recht alt geworden. 90 Jahre, für einen Mann ungewöhnlich!
Das habe ich öfter erfahren: Leute die Garten- und Landbau betreiben, täglich an der frischen Luft sind, sich (intelligent!) selbst versorgen und Heilpflanzen konsumieren, werden oft uralt und sterben ohne vorhergehendes, heute allgemein übliches langes Siechtum.
Wir hatten übrigen 2014/2015 einen recht milden Winter. Unsere Rehe haben wie nie zuvor den Ginster angeknabbert. Vermute mal der Parasitendruck (Würmer) war durch den milden Winter bei ihnen übermächtig. Dagegen hat der Ginster (da toxisch) geholfen.
Zur Nachahmung empfehle ich das nicht. Für Haustiere gibt es mildere Mittel die durchaus Würmer bekämpfen. Auch dazu bei Gelegenheit mehr, ebenso zur intelligenten Selbstversorgung.

Eine Warnung zum Schluss. Pflanzen sie keine gifthaltigen Pflanzen wie Besenginster, dort wo Schafe oder Ziegen oder andere Tiere weiden. Hausiere besitzen aller Erfahrung nach meist, entgegen den Behauptungen von bestimmten Alternativfutzis, keinen Naturinstinkt, der ihnen sagen würde, dass sie diese Pflanzen nicht oder nur in geringen Mengen essen sollen. (Man hat es wie gesagt, oft mit Idioten zu tun).
Vergiftungen auch mit Todesfolge sind möglich und in der Literatur zahlreich belegt. So sterben zum Beispiel Kaninchen nach dem Genuss von fünf bis sieben Beeren des Strauches Lonicera (Rote Heckenkirsche).
Früher (Mittelalter, beginnende Neuzeit) betrieb man in weiten Arealen Waldweide. Die Eibe wurde fast ausgerottet, dies vor allem deshalb, weil sich die Kühe oft mit Eibennadeln tödlich vergifteten.
Und das obwohl sie in den weiten Wäldern ungebunden grasend genügend Alternativen zur Auswahl hatten.
Der Naturinstinkt, das Wissen um gute und toxische Nahrungsmittel, ist vermutlich bei vielen domestizierten Arten und spezifischen Rassen nicht mehr da. Vorsicht ist deshalb geboten. Also im Zweifelsfalle lieber auf Giftpflanzen in der Ökohecke verzichten.
Das Problem ist hierbei mal wieder, dass wenig fachliche Kompetenz am Büchermarkt zu finden ist.
Die Rinde der Robinie kann zum Beispiel für Pferde durchaus tödlich sein, Schafe scheinen damit was ich so mitbekommen habe, keine Probleme zu haben. Im Zweifel sollte man jedoch lieber auf „Tierversuche“ verzichten.

„Fachbücher“ (ich nenne hier jetzt keine Titel und Verlage) schweigen zumeist über das Thema, ich kann daher nur das Studium der entsprechenden Standardwerke anraten. Die auf dem Markt gängigen Bücher haben sich für mich jedenfalls auf diesen wie auch auf anderen Gebieten als hochgradig unbrauchbar erwiesen, das liegt mit daran, dass auch (und insbesondere) sogenannte Alternative Autoren oftmals keine Ahnung von Ökologie und Biologie haben und gerne zu Mystizismus und in Verbund damit zu Chemiegläubigkeit (nur ein scheinbarer Widerspruch) neigen.
Bücher über Pflanzentoxikologie sind für mich zu unverzichtbaren Ratgebern geworden.
Wichtigstes Standartwerk: Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte.

Juncus, Binse ein Zeiger von Bodenversauerung, Bodenverdichtung und somit schlechter Weidewirtschaft

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