Unser Boden ist
ausnehmend sauer. Im Soil Atlas of Europe wird er als Umbrisol
bezeichnet. Er gehört damit von Natur aus zu den denkbar
schlechtesten Böden die Europa zu bieten hat. Es handelt sich um
Böden mit humosem, nährstoffarmem Oberboden, der zudem eine
schwache Basensättigung aufweist. Er ist das Gegenstück zur Schwarzerde mit ihrem lockeren, humosen, nährstoffreichen und stark basengesättigten Oberboden. Die Nutzung beschränkt sich
größtenteils auf Viehwirtschaft – extensiv, was hier definitiv
nicht eingehalten wird. Eine intensive Wirtschaft sollte bei Gefälle
nicht betrieben werden, da Umbrisole sehr stark zu Erosion neigen –
was wir hier sehr schön sehen können (Fotos unten). Getreideanbau
ließe der Boden auch zu, wenn man die Erosionsanfälligkeit
eindämmt, beispielsweise durch Anlage von Terrassen.
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Frische Erosion aus diesem Jahr |
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Der untere Bereich: Drei Jahre intensive Beweidung haben hier teilweise mehr als 1/2 - 3/4 Meter Oberboden abgetragen. |
Und noch ein Beispiel aus einem Wald gleich um die Ecke:
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Modernes "Nachhaltiges Forsten"... |
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... führt zu Bodenverdichtung... |
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... und Erosion. |
Wir haben auch
selbst Erfahrung mit kleineren Erosionen gemacht. Einfache Beete
werden bei den hier jährlich stattfindenden Starkregenereignissen
Ende Mai/Anfang Juni recht schnell abgetragen. Dies war der
Hauptgrund für die schlechte Ausbeute bei gesätem Gemüse: Die Samen
keimten später oder im Folgejahr in der Wiese unterhalb der Beete.
Auch die Anlage von unbefestigten Terrassen brachte keine wirkliche
Besserung. Große Erdarbeiten zur Anlage neuer Beete wollten wir
vermeiden.
Intuitiv haben wir
das Problem so gelöst: Schmale Bahnen Stroh werden aufgelegt und mit
dem Spaten ins Erdreich gestochen. In die durchscheinende Erde kann
Bodendecker gesät werden. Die freien Streifen zwischen den
Mulchbahnen werden mit dem Gemüse besät.
Es sollte klar sein,
dass die Bahnen immer quer zum Hang angebracht werden, da die freie
Erde sonst wieder abgespült wird.
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Dicke Bohnen, in den Mulch wurde bereits Bohnenkraut eingesät. |
Der niedrige pH-Wert
hat mit dem Untergrund (Granit) zu tun, aber auch mit der
Luftverschmutzung und der Bewirtschaftung durch meine Vorgänger.
Die Niederschläge
an Schwefelsäure sind zwar rückläufig, aber die
Salpetersäurekonzentrationen im Niederschlag sind auch in
Mitteleuropa nach wie vor beträchtlich.
Der pH-Wert des
Regenwassers sollte bei 5,6 (Regen löst Kohlendioxid aus der Luft
und ist deshalb nicht neutral) liegen, liegt jedoch in der Realität
häufig deutlich darunter.
Gülle und Mist
versauern den Boden zusätzlich, dies führt zu einem massiven
Überschuss an Aluminiumkationen und dadurch bei empfindlichen
Pflanzen zu Al-Toxiztät, verbunden mit einem stark gehemmten
Wurzelwachstum, Phosphatmangel und hoher Anfälligkeit für
Trockenstress. Das habe ich mehrmals in den trockenen Sommermonaten
deutlich bei meinen Bäumen und Sträuchern erlebt.
Die Vegetation wirkt
als Basenpumpe – die Nährstoffe aus dem Unterboden werden
aufgenommen und landen als Streu wieder auf dem Oberboden. In
landwirtschaftlich genutzten Böden ist dieser Kreislauf für
gewöhnlich unterbrochen, weil ein großer Teil der gebildeten
Biomasse als Erntegut abgeführt wird. Mulchen macht den Boden also
basischer.
Dies alles kann man
bei Scheffer, Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde, nachlesen.
Gärtner zum
Beispiel sollten das wissen. Aber es gibt viele Idioten auf der Welt.
Da gibt es
professionelle Gärtner die sich über die Unsinnigkeit des Mulchens
aufregen (eine altbewährte Permakulturmethode) da bei ihren Pflanzen
Chlorosen entstehen. Bei diesen Profis scheint sich die Meinung
festgesetzt zu haben, dass der einzige Grund für die bei ihnen
beobachteten Chlorosen vom Stickstoffentzug herrühren – die
Bakterien brauchen Stickstoff für die Zersetzung der organischen
Masse und holen sich diesen aus dem Oberboden, was den Pflanzen (nur
kurzfristig!) Stickstoff entzieht. Nun, dieser Idiot (aktueller
Fall), man kann es nicht anders sagen, hat einen Boden mit pH Wert
7,5 und oftmals mehr. Einen pH-Wert also von dem ich nur träumen
kann. Mulchen erhöht den pH-Wert weiter. In diesem Fall ist dies
natürlich negativ. Zuviel Basen sind genauso ungesund wie zu viel
Säure. Das sind Grundlagen der Chemie. Ich kann gar nicht sagen wie
oft ich es erlebt habe dass sogenannte Fachleute ihr Einmaleins nicht
beherrschen. Das ist ein eigenes Kapitel, bei mir hat sich da einiges
an Frust angestaut.
Unser Boden
jedenfalls ist stark versauert, unter 5,5.
Wir haben lehmigen
Sand mit einer Bodenwertzahl von 10-19!
Eine Bekannte von
mir, die mich öfter damit nervte, wie wenig ich aus meinem Garten
mache, mich spüren lies wie unfähig ich doch sei, wohnt im
Gäuboden, dieser ist gesegnet mit Löss und Lehm, sie hat eine
Bodenwertzahl von über 80! Und sie jammert dann noch rum was für
einen schwer zu bearbeitenden Boden sie doch habe.
Mächtige
Lössschichten sind die Grundlage der vieltausendjährigen
Chinesischen Hochkultur, und die Kelten haben sich vom Donauraum
ausgehend in alle Welt (Frankreich, England, Türkei, Spanien)
ausgebreitet (Durandt, Alexander, Die Kelten, Seite 18). Das ist archäologisches Wissen. Anders ausgedrückt die Kelten kamen mit
dem "schweren Boden" so gut zurecht, dass sie sich wie die Karnickel
vermehrten. Naja lange ist es her...
Oberbayern hat
Luvisol (guter Lehmboden) mit einer Bodenwertzahl über 60!
Die Magdeburger
Börde zum Beispiel hat eine Bodenwertzahl von um die 100 (was in der
Natur der Bodenwertzahl liegt, man hat einfach den fruchtbarsten zu
der Zeit gefundenen Boden mit 100 definiert – und der muss
zwangsläufig in den deutschen Schwarzerdegebieten liegen) und damit
den besten Boden in Deutschland (und einen der besten der Welt). Gut
sind viele Böden bei Stuttgart (Kraichgau), im Rheinland etc. Und
dann kommt dort noch das gute Klima hinzu.
Wer sich selbst
versorgen will, sollte sich über die Bodengüte eines angestrebten
Standortes durchaus Gedanken machen.
Ein guter Boden
erleichtert einiges.
Ein großes Problem
sind die Bücher von Laienautoren, Journalisten und ähnlichen
Schwätzern oder gar von sog. Alternativen Experten. Keiner dieser
Autoren hat ein ausreichendes Wissen über den Boden und seine Funktionsweise. All diese erfolgreichen Gärtner
und Landwirte sitzen auf Böden mit einer Bodenwertzahl über 60.
Weite Teile Deutschlands besitzen aber diese Wertzahl und damit solch
gute Böden nicht. Zum Beispiel Teile Niedersachsens, Brandenburgs,
Nordostbayerns mit Werten unter 33. Kurzum die meiste Literatur ist
für viele Standorte recht unbrauchbar. Man hat es hierzulande
einfach mit vielen Einfältigen zu tun, die sich auch noch, wie
könnte es in Deutschland anders sein, für Experten halten und
großspurig auftreten. Selbstkritik wäre bei einigen bitter
notwendig. Doch dazu bei Gelegenheit Ergänzendes.
Wohltuend von den
Deutschen Blödologen des Gartenbaues und der Selbstversorgung hebt
sich der Brite John Seymour ab. Er schreibt als Laie über das
Problem des pH-Wertes durchaus brauchbar und ausführlich.
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Besenginster (Cytisus scoparius) |
Bei mir wächst der
Besenginster sehr gut. Ein Strauch der circa zwei Meter hoch wird
und zwei bis drei Jahre lebt. Er ist ein Schmetterlingsblütler und
ein Bodenverbesserer erster Güte und kommt in unserer Gegend von
Natur aus vor, sät sich also selbst aus, man muss ihn nur wachsen
lassen, dort wo dies möglich ist. Dass der Ginster den Boden
verbessert wussten bereits die alten Kelten! Das habe ich in keinem
deutschen Buch zum Thema Boden oder Gartenbau gelesen, sondern bei
Robert Ranke Graves, Die Weiße Göttin. Einem anthropologischen
Fachbuch des Briten zum Thema keltisches Baumalphabet und
Megalithkultur.
Wenn ich dieses
Wissen gehabt hätte als ich in die Gegend des Bayrischen Waldes zog
hätte ich mir natürlich als erstes Ginstersamen für meine
Feldhecke besorgt. Ginster ist für sauren Boden ideal. Er ist die
Pionierpflanze hier schlechthin und kommt absurderweise zur Zeit nur
noch selten vor, denn er wurde bisher am Straßenrand und in
Waldlichtungen bekämpft. Weiter ist er eine gute Bienenweide. Wäre
also gerade in dieser Region bitter notwendig.
Solche Informationen
sollten eigentlich selbstverständlich in sogenannten Fachbüchern
für Laien stehen, stattdessen steht da im besten Fall Bla Bla und
Geschwätz, meistens leider Unsinn mit fatalen Auswirkungen. Das
macht den Traum vom alternativen Leben zu harter Pionierarbeit.
Übrigens, John
Seymour machte aus den Blüten des Ginsters einen Wein, der ist
wiederum herzstärkend. Natürlich kann man in Deutschland dazu nicht
raten. Ginster ist giftig! Aber die Dosis macht bekanntlich das Gift.
Also fragen sie bitte ihren Arzt oder Apotheker… Seymour ist recht
alt geworden. 90 Jahre, für einen Mann ungewöhnlich!
Das habe ich öfter
erfahren: Leute die Garten- und Landbau betreiben, täglich an der
frischen Luft sind, sich (intelligent!) selbst versorgen und
Heilpflanzen konsumieren, werden oft uralt und sterben ohne
vorhergehendes, heute allgemein übliches langes Siechtum.
Wir hatten übrigen
2014/2015 einen recht milden Winter. Unsere Rehe haben wie nie zuvor
den Ginster angeknabbert. Vermute mal der Parasitendruck (Würmer)
war durch den milden Winter bei ihnen übermächtig. Dagegen hat der
Ginster (da toxisch) geholfen.
Zur Nachahmung
empfehle ich das nicht. Für Haustiere gibt es mildere Mittel die
durchaus Würmer bekämpfen. Auch dazu bei Gelegenheit mehr, ebenso
zur intelligenten Selbstversorgung.
Eine Warnung zum
Schluss. Pflanzen sie keine gifthaltigen Pflanzen wie Besenginster,
dort wo Schafe oder Ziegen oder andere Tiere weiden. Hausiere
besitzen aller Erfahrung nach meist, entgegen den Behauptungen von
bestimmten Alternativfutzis, keinen Naturinstinkt, der ihnen sagen
würde, dass sie diese Pflanzen nicht oder nur in geringen Mengen
essen sollen. (Man hat es wie gesagt, oft mit Idioten zu tun).
Vergiftungen auch
mit Todesfolge sind möglich und in der Literatur zahlreich belegt.
So sterben zum Beispiel Kaninchen nach dem Genuss von fünf bis
sieben Beeren des Strauches Lonicera (Rote Heckenkirsche).
Früher
(Mittelalter, beginnende Neuzeit) betrieb man in weiten Arealen
Waldweide. Die Eibe wurde fast ausgerottet, dies vor allem deshalb,
weil sich die Kühe oft mit Eibennadeln tödlich vergifteten.
Und das obwohl sie
in den weiten Wäldern ungebunden grasend genügend Alternativen zur
Auswahl hatten.
Der Naturinstinkt,
das Wissen um gute und toxische Nahrungsmittel, ist vermutlich bei
vielen domestizierten Arten und spezifischen Rassen nicht mehr da.
Vorsicht ist deshalb geboten. Also im Zweifelsfalle lieber auf
Giftpflanzen in der Ökohecke verzichten.
Das Problem ist
hierbei mal wieder, dass wenig fachliche Kompetenz am Büchermarkt zu
finden ist.
Die Rinde der
Robinie kann zum Beispiel für Pferde durchaus tödlich sein, Schafe
scheinen damit was ich so mitbekommen habe, keine Probleme zu haben.
Im Zweifel sollte man jedoch lieber auf „Tierversuche“ verzichten.
„Fachbücher“
(ich nenne hier jetzt keine Titel und Verlage) schweigen zumeist über
das Thema, ich kann daher nur das Studium der entsprechenden
Standardwerke anraten. Die auf dem Markt gängigen Bücher haben sich
für mich jedenfalls auf diesen wie auch auf anderen Gebieten als
hochgradig unbrauchbar erwiesen, das liegt mit daran, dass auch (und
insbesondere) sogenannte Alternative Autoren oftmals keine Ahnung von
Ökologie und Biologie haben und gerne zu Mystizismus und in Verbund
damit zu Chemiegläubigkeit (nur ein scheinbarer Widerspruch) neigen.
Bücher über
Pflanzentoxikologie sind für mich zu unverzichtbaren Ratgebern
geworden.
Wichtigstes
Standartwerk: Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte.
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Juncus, Binse ein Zeiger von Bodenversauerung, Bodenverdichtung und somit schlechter Weidewirtschaft |