Sonntag, 22. Februar 2015

Foto eines sterbenden Maulwurfs aus unserem Garten oder: warum ich kein Schneckenkorn mehr einsetzte.

Leider war der kleine Kerl krank und verstarb ein paar Stunden nach dem Foto. Vermutlich durch ein für andere Tiere angeblich unschädliches „biologisches“ Schneckengift-Präperat in Mitleidenschaft gezogen. Der Maulwurf tauchte einen Tag nachdem ich das Korn auf dem Beet ausgelegt hatte dort  totkrank mit Krämpfen kämpfend auf. Wir haben ihm dann ein Versteck mit viel Heu gebaut, in dem er blieb denn er hatte Lähmungen in den Hinterbeinen. Am Abend war er dann tot. Vermutlich waren die letzten Stunden für den Maulwurf sehr schmerzhaft.
Von weiteren „Tierversuchen“ habe ich dann abgesehen, Schneckenkorn kommt seither bei mir nicht mehr zum Einsatz. Ich glaube den Herstellern dieser Präperaten kein Wort mehr. Wunder über wunder tauchten seither auch keine kranken Maulwürfe mehr auf. Diese Tiere sind viel zu wichtig als dass man fahrlässig ihr Leben gefährden sollte. Sie fördern den Humusaufbau, was kaum jemand weiß. Sie sind auch die natürlichen Feinde der Wühlmäuse, sie plündern Wühlmausnester.
Es gibt Wühlmausfallen die angeblich für Maulwürfe unschädlich sein sollen. Auch diese Behauptung des Herstellers hat sich in meinem Fall nicht bewahrheitet. Zweimal fand ich in den maulwurfsicheren Wühlmausfallen tote Maulwürfe.
Das ist ein Fiasko. Denn jeder tote Maulwurf ist ein wertvoller Wühlmausfeind weniger. Klar dass auch diese Fallen nicht mehr zum Einsatz kommen. Ich freue mich über jeden neuen Maulwurfhügel.
Vor einigen Jahren hatten wir eine arge Wühlmausplage, trotz emsigen Einsatzes meiner fünf Katzen, des Turmfalkens, des Steinkauzes und der Füchse war kein Ende in Sicht.
Diese Zeiten gehören nun der Vergangenheit an. Es sind zwar noch immer Wühlmäuse unterwegs, aber der extreme Schaden (fast ein gesamtes Kartoffelbeet geplündert, Karotten wurden jung weggeputzt, usw.) bleibt aus.
Der vorbehaltlose Schutz des Maulwurfs, der Verzicht auf jegliches Gift, hat zum Gleichgewicht geführt.  Wo Gift gegen Wühlmäuse und andere Schädlinge eingesetzt wird, verenden auch Maulwürfe und andere nützliche Tiere, die versehentlich die vergifteten Tiere fressen oder das Gift unbeabsichtigt aufnehmen. So ist ein ewiger Kreislauf des Elends und der Bodenvergiftung vorprogrammiert.
Vor kurzem habe ich einen Bauernhof in Siebenbürgen besucht. Der dort tätige Biobauer konnte mitten im fruchtbarsten Schwarzerdeboden fleißig Kartoffeln ernten, er kennt keine Mäuseplage, obwohl das Klima dort und die hohen Ernteerträge eigentlich vorzüglich für Schädlinge sind. Aber es gibt dort keine Chemiefritzen, die Natur ist noch im Gleichgewicht. Chemie schafft oftmals nur eines, sporadisch auftretende Ungleichgewichte zu verewigen. Und Chemie löst keine Probleme, sie verschiebt sie nur.
Schneckenkorn gelangt auch aus einem wichtigen zweiten Grund nicht mehr in Einsatz. Es gibt Raubschnecken, sie sehen gefährlich aus und sind es auch.

Der Tigerschnegel (Große Egelschnecke, Limax maximus) frißt andere Nacktschnecken bzw. deren Gelege, z.B. die gefürchtete spanische Wegschnecke, die von Igel, Kröten etc. wegen ihres bitteren Schleims verschmähen. Kaum einer weiß das. Man braucht auch keine Angst haben, dass der Schutz des Tigerschnegels am Ende auch zu einer Bedrohung von Salaten und Co. werden könnte. Sie ernähren sich zwar auch teils pflanzlich, gehen aber nur auf welke oder abgestorbene Pflanzen los. Leider, so wie man liest, auch auf Schneckenkorn.
Und wieder wird so die Selbstregulierung der Natur ausgebremst. Nachhaltige ökologische Landwirtschaft braucht vor allem eines: die Fähigkeit zu beobachten!
Und als zweites die Bereitschaft Wissen zu erwerben und selbständig zu forschen.
Vieles wichtiges steht nicht in den Lehrbüchern. Ökologisch denken ist immer noch Pionierarbeit.

Und wie erkennt man nun, ob die Spuren im Garten vom Maulwurf oder von der Wühlmaus herrühren?
Das ist gar nicht so schwer. Man kann sich einfach einen Haufen Auswurferde vornehmen. Vorsichtig nach dem Ausgang des Gangs tasten: Beim Maulwurfhaufen befindet sich dieser genau in der Mitte des Haufens, bei Wühlmäusen ist er am Rand. Auch die Gänge selbst können herangezogen werden: Maulwürfe erzeugen flach-ovale, Wühlmäuse hingegen runde bis hoch-ovale Gangquerschnitte.

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