Als ich mit der
Landwirtschaft vor sechs Jahren anfing hatte ich eine Wiese in einem
verheerenden Zustand.
Der Boden roch durch
Überdüngung mit Mist und Jauche unangenehm. Das Bodenleben war -
die Spatenprobe brachte es an den Tag - verheerend. Regenwürmer als
Marker der Bodengüte waren fast keine da. Inzwischen haben sich die
Regenwürmer vermehrt und eine Amsel sammelt fleißig Würmer auf
meinem Acker für ihre Jungen. Ich kann gar nicht sagen wie glücklich
mich dies macht. Nachdem ich in den Hochwald zog, vermisste ich
jahrelang schmerzlich den Gesang der Amseln.
Nur eine Singdrossel
schmetterte in meiner Nähe ihr Lied. Sicher besser als nichts. Doch
ihr Lied wiegt mir wenig im Vergleich mit dem einer Amsel. Einen
Gesang den ich seit meiner Kindheit in mein Herz geschlossen habe und
weit schöner finde als den der Nachtigall.
Die Wiese war
überdüngt und überweidet, voller kahler Flecken und voller
Grassorten mit niedrigem Futterwert. Jeder aufmerksame Gang über die
Wiese war ein Alptraum.
Das alles ist nun
besser geworden. Wenn auch noch nicht optimal.
Das einzige was ich
dafür gemacht habe war regelmäßig Steinmehl auszubringen,
ansonsten die Natur in Ruhe zu lassen, dem Biotop Wiese seine Chance
zur Selbstorganisation zu geben und extensiv (schonend) zu
wirtschaften. Das Gesteinsmehl brachte ich allerdings in Mengen aus
die höchstens der Hälfte der Empfehlung in der Literatur
entsprachen. Nun das Ergebnis kann sich dennoch sehen lassen. Dort wo
ich das Gesteinsmehl ausgebracht habe ist der faulige Geruch des
anaeroben Bodenlebens verschwunden. Und immer wenn ich Zeit finde mit
dem Bestimmungsbuch über meine Wiese zu gehen und versuche Grasarten
zu bestimmen, habe ich ein freudiges Erlebnis.
Es kommen immer mehr
Grassorten, die Tier und Boden gut tun.
Hier einige Fotos
aktuell aus dem Jahr 2014.
Arrhenatherum
elatus, der Glatthafer (Französisches Raygras) mit einer sehr hohen
Wertigkeit hat sich bei mir ausgebreitet.
Es wird bis zu 180
cm hoch. In den Büchern steht dazu: „Charaktergras der Fettwiese,
düngerliebend. Ertragreiches Mähgras guter Frischwiesen. Nicht
weidefest. Mäßig trockene, wechselfeuchte Wiesen guter Düngung und
extensiver Nutzung.“
Wiesen haben genauso
wie ein natürlicher Wald die Fähigkeit zur Selbstfruchtbarkeit.
Dies ist leider viel zu wenig bekannt. Den unterschiedlichen
Grasarten kommt dabei eine wichtige Rolle zu.
Die Martin Luther
Universität in Halle betreibt seit 130 Jahren im „ewigen
Roggenanbau“ ein Versuchsfeld vollständig ohne Düngung. Das Feld
liefert gleichbleibend pro Jahr eineinhalb Tonnen Roggen je Hektar!
Das ist zwar nur die Hälfte der normalen Menge! Aber immerhin! Und
gemäß bisher akzeptierter naturwissenschaftlicher Thesen völlig
unmöglich, denn wo kommen bitteschön all die Mengen Kalium,
Phosphor und Stickstoff her, die der Roggen braucht um zu gedeihen?
Findige Biobauern
wissen um dieses Geheimnis schon lange und säen Jahr für Jahr auf
ihre Weiden u.a. sporadisch Roggen zur Bodenverbesserung und
Humuserhaltung ein. Dies sind Fakten die kaum bekannt sind, obwohl
dieses Erfahrungswissen uralt ist. Peter Rosegger, der Abkömmling
Steierischer Bauern, beschreibt die bodenverbessernden Eigenschaft
von Getreide in seiner Erzählung: Jakob der Letzte, und er schreibt
auch davon wie wenig seine Vorfahren damals zurecht von den
Empfehlungen der Experten aus der Stadt gehalten haben. Doch diese
Bauern waren noch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.
Das Thema ist
natürlich sehr interessant. Der einzige Forscher der bisher in der
Lage war diese Phänomene zu erklären ist C. Louis Kervran (1901-
1983). Der Titel seines Werkes verspricht interessantes:
Transmutations bioloqiues et physigue moderne (Paris 1982).
Die Natur kann
zaubern. Der Stein der Weisen, die Umwandlung der Elemente,
jahrhundertelange, vergebliche Sehnsucht der Alchemisten, ist ihr
ureigenstes Element. Die Natur kann das, man muss sie nur lassen. Und
sie kann sogar das menschliche Zerstörungswerk wenig Einsichtiger
rückgängig machen. Wer die Kräfte der Natur beobachtet und
versteht, kann ihr dann dabei helfen um die ganze Angelegenheit zu
beschleunigen. Gesteinsmehl hilft, aber auch so manches andere was
Alwin Seifert und die einfach unvergleichlich geniale Annie
France-Harrar beschreiben und empfehlen.
Unsere Welt könnte
ein Paradies sein. Stattdessen sorgen unsere Politiker und die
Agrarlobby dafür, dass wir selbst und die Natur immer mehr vergiftet
werden.
Empfohlene Lektüre
dazu: Richard Rickelmann: Tödliche Ernte. Wie uns das Agrar- und
Lebensmittelkartell vergiftet. Ullstein, Berlin 2012.
Wer nach dieser
Lektüre noch etablierte Politiker gleich welchen Couleurs wählt ist
selber schuld.
Doch lieber zurück
zu Erfreulicherem.
Weitere gute
Grünlandpflanzen auf meiner Wiese sind:
Dactylis glomerata
(Knaulgras),
Phleum pratense
(Wiesenlischgras)
Lolium perenne
(Englisches Raygras),
Poa trivialis
(Gemeine Rispe),
Trisetum flavescens
(Goldhafer).
Das alles ist wie
gesagt heutzutage und auf einer „normalen“ Wiese keine
Selbstverständlichkeit.
Vielleicht finde ich noch Zeit sie alle in Fotos vorzustellen.
Vielleicht finde ich noch Zeit sie alle in Fotos vorzustellen.
Und auch Zeit für
die Kollegen mit niedriger Wertezahl, die zwar stark zurückweichend
aber immer noch da sind und in einer artenreichen Wiese sicher auch
ihre ökologische Nische finden.
Ich freue mich
jedenfalls schon auf meinen nächsten Gang mit meinen
Gräserbestimmungsbüchern durch die Wiesen. Für meine Augen und
anderen Sinne ist dies immer ein phantastisches Abenteuer.